Rasmus' Jahresrückblick

Na ihr? Erinnert ihr euch noch an mich? Es ist eine Weile her, seit dem letzten Tagebucheintrag. Das tut mir echt leid, aber ihr werdet verstehen, dass ich als zappeliger Teenager kaum Zeit für Schreibkrams habe, wenn draussen die Mädels verlockend duften, und es im Rudel wichtige Dinge zu klären gibt.

Da wäre mal die Frage der Grenzenmarkierung. Oder die alltäglichen Verständigungsprobleme mit den Bediensteten (nicht immer läuft hier alles rund, sag' ich euch!). Dann das niedere Volk, das immer wieder aufbegehrt (Beispiel: die hiesigen Miezekatzen!). Ihr seht, ich arbeite an vielen Fronten gleichzeitig. Multi-Tasking des modernen Mannes will gerlernt sein, da will unsereins nicht als Dööfi dastehen.
Nun, im vergangenen Jahr 2018 habe ich viel erlebt und ein paar lebensverändernde Einsichten gewonnen. So habe ich entdeckt, dass nicht ICH der Schnellste bin, sondern das Gefährt auf vier Rädern. Ich sage euch, diese grüne Kiste hat mich innert Stunden in komplett neue Duftsphären transportiert, wo Hund und Mensch eine ganz andere Sprache sprechen, und der Wind die spannendsten Gerüche an mich herantrug...
Gen Süden, zu den Italienern, naja, das war nicht ganz mein Ding, denn es gab für mich kaum Freilauf (offensichtlich hatten sie Angst um ihre Wildschweine). Bei den Franzosen gefiel es mir hingegen gut, auch die Deutschen waren lustige Kumpanen und sogar die komplexen Engländer waren ganz ok. Aber meine neuen besten Freunde sind zweifelsfrei die Schotten! Uiiii, was habe ich dort alles gesehen! Da wird es einem Ir(r)en wie mir ganz warm ums Herz. Ich habe dort meine Lebensaufgabe gefunden:   Fasane und Moorhühner suchen! Im Sommer erkundeten wir den nordwestlichsten Zipfel des Landes. Dort konnten wir auf weiten Stränden rennen. Und dort habe ich gesehen, wie Mama und Papa auf den unendlich Mooren nach Red Grouse suchen durften. Ich wollte auch, doch sie sagten, ich sei zu jung... so ein Mist! Aber sie haben mir versprochen, dass mir im kommenden Jahr alles noch bevorsteht. Und versprochen ist versprochen, gell? 
Eine seltsame Sprache lernte ich im Spätherbst kennen, da waren wir alle auf einer kleinen Insel. Offensichtlich bin ich in eine Seefahrerfamilie hineingeboren worden, denn immer wieder zieht es mein Volk ans Meer. Es hiess, das sei jetzt Texel und die Schafe hiessen Texelaars. Von denen hatte ich zugegeben ein bisschen Angst, so grimmig guckten die! Somit habe ich Schaf Schaf sein lassen und habe mich stattdessen den Kaninchen, Fasanen und Waldschnepfen zugewandt. Auch toll war die Insel,  weil es wieder unendlich weite Strände gab, und ich mit Möwen um die Wette rennen konnte. Aber das waren fiese Flatterviecher, die mich mit gemeinen Tricks immer wieder ins tiefe Salzwasser gelockt haben. Und da es Ende November war, und kalt, wurde ich danach trocken gerubbelt und in einen kuschelig warmen Mantel verpackt. Das war mir ein wenig peinlich: ich bin doch kein verweichlichtes City-Puppy sondern ein echter Schweizer Naturbursche!

Ein Texelaar, der Pitbull unter den Schafen!
Ein Texelaar, der Pitbull unter den Schafen!

Zurück in der Heimat musste ich ein wenig unten durch. Es war ohne mein Mitwissen beschlossen worden, dass ich mich "angemessen" benehmen müsse. Ich hätte den Chef so heftig umgerissen, dass er sich mit dem Erste-Hilfe-Set (für Hunde) selbst verarzten musste. Wie konnte ich wissen, dass er den Kaninchenduft nicht gerochen hatte?!
Das kleine Missgeschick führte dazu, dass  "sie-die-mir-mein-Futter-kocht" noch intensiver an meinen Benimm-Regeln arbeiten wollte. Mal sehen, wie lange sie das durchsteht. Wir haben beide einen dicken Schädel... 

 

OK, ganz so hart waren sie dann doch nicht, denn eines Tages luden sie mich, Kettu und Annie in das Grüne Gefährt und fuhren mit uns zu einem ganz sympatischen Elsässer. Der hat mir dann den ganzen Sinn der Fasanensuche erklärt - und schliesslich "meinen" allerersten Fasan geschossen. Das sei wegen "Weihnachten" sagte man mir. Das wiederhole sich jedes Jahr. Also von mir aus dürfte "Weihnachten" schon ein bisschen öfter sein als nur einmal im Jahr!

 

So geht nun mein erstes Jahr zu Ende. Daumen hoch, sage ich dazu, und möge das nächste Jahr neue Abenteuer bringen.

In diesem Sinne wünsche ich allen mir wohlgeneigten Freunden auf zwei oder vier Pfoten ein spannendes und abenteuergeladenes Jahr 2019! Lasst es euch gut gehen.

Herzlichst,
Euer Rasi-Rasmus

PS Meinen Geschwistern schicke ich die köstlichsten Schlabberküsse und wünsche allen ein aufregendes Neues Jahr! 

Ich, Rasi, mit meinem Fasan!
Ich, Rasi, mit meinem Fasan!